Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen
Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV)
Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen sind zwei der häufigsten Nebenwirkungen, die Patientinnen und Patienten während der Chemotherapie erleiden.

Eine starke Belastung für Patienten


Leitlinien-gerechter Einsatz von Antiemetika ermöglicht eine effiziente Kontrolle von Erbrechen und Übelkeit bei einem Großteil der Patienten. [1,2] Dennoch leiden ca. 20 bis 30 % der Patienten während einer Chemotherapie unter Erbrechen; und 40 bis 50 % an Übelkeit. [3]


Übelkeit und Erbrechen gehören zu den stärksten Belastungen für einen Patienten während der Chemotherapie und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. [4,5] Diese belastenden Nebenwirkungen können zum Abbruch der Krebstherapie führen und somit das Gesamtüberleben von Krebspatienten verringern. [6,7]


Multifaktorielle Ursache


Die Ätiologie von Übelkeit und Erbrechen ist multifaktoriell und bis heute nicht vollständig verstanden. Die molekularen Wege beinhalten oft mehrere Neurotransmitter und Rezeptoren. [1,8,9]

Abb.: Pathophysiologische Mechanismen der Chemotherapie-induzierten Übelkeit und Erbrechen (mod. nach Navari, Aapro NEJM 2016).

Drei zeitliche Phasen der CINV


Das Auftreten von Übelkeit, Würgereiz und Erbrechen wird nach ihrem zeitlichen Auftreten in Bezug auf die Chemotherapie als akut, verzögert oder antizipatorisch bezeichnet. [10,1]


 

Beginn der CINV Symptome

Akut

Innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Therapie

Verzögert

Später als 24 Stunden nach Beginn der Therapie

Antizipatorisch

Bereits vor Beginn der Therapie, ausgelöst durch visuelle Eindrücke und psychische Faktoren wie Angst und Anspannung (klassische Konditionierung)
 


Die Intensität dieser Nebenwirkungen wird von mehreren Faktoren, wie der Art der Chemotherapie (z.B. Cisplatin, Cyclophosphamid/Carboplatin), der Dosierung und dem Therapieschema beeinflusst. [11]


Abb.: Zeitlicher Verlauf der CINV, Bildnachweis: Georg Thieme Verlag KG

Rechtzeitige effektive Prävention


Aufgrund des häufigen Auftretens von Übelkeit und Erbrechen durch Chemotherapie wird stets eine vorbeugende Behandlung durchgeführt. Die akuten Episoden von Übelkeit und Erbrechen sind seit Einführung der Wirkstoffklasse der 5-Hydroxytryptamin 3-Rezeptor-Antagonisten (5-HT3RA) für die meisten Patienten vermeidbar. [12] Die antizipatorische und verzögerte CINV stellt weiterhin eines der Hauptprobleme für Patienten während der Chemotherapie dar und wird in der Praxis häufig vom medizinischen Fachpersonal unterschätzt. [13,14]


Zu den wirksamsten Medikamenten in der Prophylaxe zählen 5-HT3RA, Neurokinin-1 Rezeptor-Antagonisten (NK1RA) und Kortikosteroide.[1] Die Wahl der antiemetischen Prophylaxe richtet sich nach dem emetogenen Potential der geplanten Tumortherapie und wird in den Antiemese-Leitlinien der Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC)/European Society for Medical Oncology (ESMO) detailliert dargestellt. [15]


Um die antiemetische Therapie optimal zu gestalten, ist die Erfassung von sogenannten Patient-reported outcomes (PRO) und Lebensqualitätsdaten essentiell.


Referenzen


[1] Navari RM, Aapro M. N Engl J Med. 2016;374:1356-67.


[2] Bošnjak SM et al. Support Care Cancer. 2017;25:1661-71.


[3] Aapro M et al. Ann Oncol. 2012;23:1986–92


[4] Kuchuk I et al. Breast Cancer Res Treat. 2013;142:101–7.


[5] Sun CC et al. Support Care Cancer. 2005;13:219-227.


[6] Basch E et al. J Clin Oncol. 2016;34:557–65.


[7] Basch E et al. JAMA. 2017;318:197–8.


[8] Janelsins MC et al. Expert Opin Pharmacother. 2013;14:757-766.


[9] Frame DG. J Support Oncol. 2010;8(2 Suppl 1):5-9.


[10] Jordan K et al. Eur J Pharmacol. 2014;722:197-202.


[11] Martin M. Oncology. 1996;53 Suppl 1:26-31.


[12] Hesketh PJ. N Engl J Med. 2008;358:2482-2494.


[13] Cohen L et al. Support Care Cancer. 2007;15:497-503.


[14] Grunberg SM.Cancer. 2004;100:2261-2268.


[15] MASCC/ESMO Leitlinien: Roila F et al, Ann Oncol 2016;27(suppl 5):v119-v133 www.esmo.org/Guidelines/Supportive-and-Palliative-Care/MASCC-and-ESMO-Consensus-Guidelines-for-the-Prevention-of-Chemotherapy-and-Radiotherapy-Induced-Nausea-and-Vomiting